Der Solipsist & der Gemeinsame
Ich will stehen und gehen, schalten und walten
tragen und wagen, denn ich hab Güte im Magen.
Ich will schreiben & steigen wie Arthur S. schweigen
und ich nehm mir die Zeit für Einsamkeit.
Erst brennt es und zwiebelts, es muckt im Hirn
dann funkt es und bibelts, entschwert sich die Stirn.
Ich trenn, was mir wert ist, von Unrat da oben
vergess, dass ich habe und wurde belogen.
Und Ich feire mich selbst auf dem Gipfel der Würde
- die Andren Objekte im hause des Ich
bis ich dann merk, ich werd menschliche Sürge
Ehr zu alleint, die gibt es nicht.
Ächzend vor Grübeln mit Glut im Gedärme
stolper ich lechzend nach menschlicher Wärme
näher mich scheu dem Haufen der vielen
will Zuspruch & Zweifel, halt Meinung erzielen.
Gut tut's, wie das, was ich tu, auch was tut.
Wie Leistung auf Hirnwind folgt, Taten auf Mut
Lob brauch ich, Zuspruch, eventuell Streit
Hauptsache Stimmen statt Traurigkeit.
Doch als Bürger im Takt werd ich schließlich gebeten
mich klein zu machen vor Sprachkometen
Und spätestens dann, denk ich, ist es Zeit:
Es geht mir nicht gut, ich brauch Einsamkeit.
So pendle ich stetig vom uns zum mir
vom einzigen Menschen zum Herdentier.
Manchmal will der Goldmöser spielen
manchmal eben entkommen den Vielen.
Dem Flüstern, dem folg ich, nenns inneres Weisen.
das mir gebietet, nicht nichts mehr zu speisen.
ohne es würd ich vergessen zu leben
würd ich vom mir nicht zum uns mehr streben.
Ich mein, jeder einzelgängige Kragen
der stellt einsam fest, er hat Güte im Magen.
Drum lasst sie doch gehn, wenn sie Ruhe so brauchen
und nehmt sie auf, wenn sie "Hilfe!" hauchen.
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Inspiriert durch den Steppenwolf und das Sein & das Nichts von Sartre. Titel in Anlehnung an The Hermit & the Hedonist von Jim Kroft.
// Reflexionen eines Reisenden. Lion O. King als Leonhard Goldmöser.
Tag 1:
Ein herrlicher Morgen - frisch wie ein frisch gezapftes. Aber Bier trinke ich ja nicht mehr, seit ich von der männlichen Wanderschlampe zum Ruhepol aufgestiegen bin.
Pralinenkette Favorina wirbt mich gleich früh morgens mit 'edler Verführung' an - zwei Begriffen, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen sollten.
Mittäglich gibt es Quellreis, der nicht fertigquellen will und so zum Quellgeist wird, um daraus einen Wortwitz zu machen, der nicht unbedingt sein muss.
Malzeiten sind durch Spaziergänge und Schauen wie ein alter Grieche auf der Agora zu verdauen.
Eine Frau steht an einem Geländer und spuckt recht unfraulich aber emanzipiert einen weißen Flatschen knapp vor sich hin. Sie guckt runter und sieht, dass sie in ihre Handtasche gespuckt hat. Ich
grinse in mich hinein und bedaure, dass ich grinsen musste, denke aber auch, dass es nicht belohnt werden sollte, so weltvergessen an sich runter zu spucken.
Ich finde - und da gehe ich mit dem Idealdarmstädter Lorenz X - spucken nicht gut, auch wenn ich es selbst recht häufig tue. So banal darf man die Welt nicht belästigen (banal loben ist
ok).
Tag 2:
Ich überfliege die Alpen, die guten Schneeberge. Urlaubsgrenze, weniger kryptisch: Grenze zum Süden.
Im Fernbus zu mäßig befriedigendem Tarif schnalle ich mich ohne Aufforderung an. Im lockeren Italien gibt es auch gar keine Aufforderung dazu wie im fürsorglich-maßregelnden Deutschenhausen, das
uns immer wieder daran erinnern muss, uns vor dem Tod zu fürchten, damit wir die Funktionalität des geordneten Gewusels nicht durch unangebrachtes frühzeitiges Ableben beschneiden.
Ich denke an Berlin und seine Stärken und Schwächen. Seine Stärke ist die Kugelfischigkeit seiner Bewohner, welche jeden, der ihnen Druck macht, über kurz oder lang aus ihrem Leben verbannen. Man
drehe die Münze an dieser Stelle und sehe direkt auf die Schwäche. Die Berliner Druckresistenz führt zu mangelnder Druckresilienz und lässt die Muskeln vieler so erschlaffen, dass sie es zustande
brächten, in einer ausreichend tiefen Pfütze oder im Pipibecken im Schwimmbad zu ertrinken, wenn nicht eine ganz amerikanisch auf Arbeit gepolte Ausnahmeseele mit gutem Willen und Verständnis auf
sie zukommen und durch Vater-Sohnmotivation vor dem schlimmsten bewahren würde. Die Art Motivation, die manchen als Artefakt der verklärtermaßen eindimensionalen strukturellen Einfachheit der
50er Jahre erhalten geblieben ist.
Alles, was zufrieden macht, ist grundsätzlich richtig. Zufriedenheit ist Glück, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint.
Aber wir wollen immer Wandel und Abwechslung, ohne langweilen wir uns. Nicht jeden Tag Spaghetti Bolognese wie mein Freund Toto B es ganz genau auf den Punkt bringt. Selbst wenn Spaghetti
Bolognese das jeweilige Lieblingsessen des verwöhnten Westbauches ist. Also Wechsel wollen wir, aber bitte nur in die Richtung, in die wir uns den Wechsel wünschen, sonst herrscht
Enttäuschungsalarm im Hause Erdenbürger.
Wandel hat auch der schwarze Jesus angekündigt - ich will hier nicht blasphemisch werden, sondern nur maßlos übertreiben - und er wurde mit Nobelpreis für Kriegsbeendigung belohnt, bevor er das
Prototypstadium als Befrieder hinter sich lassen konnte. Und bevor man ihm jetzt den größtmöglichen schwarzen Peter zuschiebt, den man einem so netten Kerl nur zuschieben kann. Nach der Ehe mit
dem Scheitern als nun Barack Peter Schwarz-Obama.
Gold für die Dummen (Gierigen), Wasser für die Schlauen (bescheidenen).
Tag 3:
Beim Verkehrssündigen in Turin denke ich: Für den Berliner ist die rote Ampel eher eine Inspiration als ein Hindernis. Er kann hier seinen inneren Schäferhund gegen einen selbst entscheidenden
Bürger eintauschen. Der macht sich Gesetze zunutze, wenn er sie braucht, und lässt sie andernfalls unbeachtet an sich vorüberziehen wie einen ungekannten Nachbarn.
Tag 4:
Ich bewege mich auf einem schmalen Grad zwischen selbstzufriedener Wohligkeit und einer Euphorie, die sich gefährlich nah an Übelkeit heranbewegt.
Das Hirn des Menschen im Aggregatzustand 'künstlerisch' ist für die Stabilität seines Emotionshaushaltes ein Bermuda-Dreieck.
Zudem habe ich heute morgen falscherweise gegen die Gewohnheit einen Cappuccino getrunken, der mir den Slogan "mein Herz tanzt" ins Hirn drückt.
Dieser Slogan war, meine ich, auch auf's letzte Fleisch tättowiert, das mich unter der Kategorie 'Herrenbesuch' & 'nicht der Langzeitplanung wert' als Partner geschlachtet hat.
Beziehungen sind einem ständigen Wandel unterworfen und so fühle ich mich manchmal, als würden sich alle gerade so wandeln, dass sie sich nicht auf mich zu sondern von mir weg bewegen. Bei dem
guten Mann, der mir regelmäßig meine Halloumitaschen verkauft, lasse ich das als Gemütswetterschwankung durchgehen, aber bei sehr guten Freunden stirbt dann immer mal wieder richtig was weg und
diese kleinen Tode kommen mir dann vor wie Organextraktionen am lebendigen Leibe. Ich verrenne & entschuldige mich - es gibt Leute, denen so ein Gräuel buchstäblich widerfährt. Die erleben
Unglück nicht wie ich als Videospiel in Egoperspektive. Für manche heißt game over game over, für mich bisher immer nur neu starten.
Ich freue mich angesichts des potenziellen Schreckens, den einer da draußen erleben kann meiner Wolldecke und Selbstgemachtheit meiner Halbsorgen.
//Phone-stories
I
This night I woke up because I thought my phone was stolen. I was really shocked, heard it ringing in the courtyard and thought that it was the thief escaping with my ringing phone.
I ran around my flat, about to leave my apartment and confront the intruder till slowly slowly, I recognized that my phone just lay there in the corner next to my guitar, being charged.
It had just been a dream. But it made me doubt. How can the supposed loss of a little black box shock me so deeply? And what kind of nightmare is this? Where have the good old evil witches gone?
II
Another time, my expensive phone fell down onto the ground and it lost maybe a fourth of its value because parts of the display were destroyed.
I asked myself... What else could I have done with so much money? And - more important - what else could someone else in a shitpoor foreign country have done with so much money? How many hours of work of some underage worker were just gone with the wind with one clumsy movement of my hand that made the phone fell down?
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These two events created a desire to change.
//Marathon
Das Leben ist ein Marathon. Wer immer sprinten will, hat schon verloren.
//Duty = Possibility + Pressure
How often do I ask myself: what do I have to do instead of what can I do? Each duty contains a possibility, but this possibility can be clouded by pressure.
If duty = possibility + pressure: take off the pressure and you'll get the possibility.
//The Soft Pull
If you lost a girl and want her back,
don't try to force your way back into her life,
but softly try to pull her back into yours.
The best way to fight for her, is to fight for yourself.
//The Normality of Being Abnormal
I'd like to assume that everyone is weird in some way. Thus, it's perfectly normal to be abnormal. Normal is what we have in common, but since we are all different, there’ll always be things that we don’t have in common.
A blond kid in Africa, a meateater in a house of vegetarians, a leftist in the company of conservative people. A person talking in a language that others don't understand. All of them are abnormal in the context of their surrounding.
Maybe the only thing that we all have in common are the human faculties. Faculties like being vulnerable, being social, just and humble. Because everyone has access to them. Directly or potentially.
But even if people come across weird. Find the key to their weirdness and they'll become special!
// The Invincible State of Mind
There's an invincible state of mind. It's the state in which you don't engage in fights, but calmly try to put an end to your suffering without hurting the other one. It's the state of the peaceful revolution.
// Thoughts II
#1 Freie Liebe ist dann frei, wenn alle frei sind, die mitmachen.
#2 Treat the animal you live in well until it becomes a human being.
#3 Wer sauer auf sich selbst ist, sieht nach außen hin so aus, als wäre er sauer auf andere.
#4 I think that there are about 7 billion different genders, not just two. If you want to love someone, you need to love their individual gender, not the idealized gender they are supposed to belong to. (So don't feel ashamed if you're a guy and your girlfriend needs to be a little bit of a lesbian).
// Morgenmeditation
Du kannst in ein Gespräch gehen und versuchen zu bestehen.
Oder du kannst versuchen, eine neue Welt mitzuerschaffen.
Nur ein warmer Ofen kann Wärme abgeben & nur wer die Welt
und seine Dinge liebt, kann authentisch Smalltalk machen.
Nur wer die Rezeptoren offen hat, kann verstehen.
Und nur wer den Menschen in sich freilässt, kann ihn im anderen wecken.
Wer heischt, der verliert. Wer Träume mitentdeckt, der gewinnt.
// Thoughts
#1 With age there comes bitterness or wisdom.
#2 Macht muss man sich erkämpfen, Einfluss wird einem zuteil.
#3 man muss sich öfter mal trennen, sonst muss man sich trennen.
#4 if you only live for the present at any moment, you might end up dying of starvation.
#5 Der Stolz verteidigt die Würde.
#6 If you stick with something or someone for a long time, you might get to enjoy an ever deeper feeling of understanding it, of being good at it, of deeper love for it -
If you lose this something or someone, you are offered the chance and the excitement to encounter something or someone new, i.e. the advantage of loss.
#7 You can't do more than you can do. So get aware of what you can do, so you can do what you can do.
#8 "Objektiv betrachtet" ist ein Widerspruch in sich.
#9 if you offer a cat a bowl of milk and the cat doesn't take it, you can offer this milk to another cat or drink it yourself. Don't wait till the milk gets sour.
#10 you need the biggest will of all in order not to want anything.
// The situation & the right choice
An endless amount of possibilities in front of me. The future.
Just one true story and millions of dead possibilities behind me. The past.
Choosing my right true story by making the right possibilities come true. The here and now.
The right choice? When I listen to my conscience, life is simple.
Which does not mean it's easy. Conscience exactly tells me what's right or wrong,
it's a tool to rely on. It's a beacon for believers and non-believers alike.
Its ingredients: dreams & fears. The experience of the past & the hope of the future.
// Ideals, ideals
I’m walking through a quiet cold Berlin winter night.
Free of sticky turmoil, free of inner fight.
Just walk along the bars I know so well
And think about the stories I could tell.
But I stay silent and I dream
‘Bout peace on earth, the most supreme.
Ideals, ideals - that’s the idea - can be set high and without fear.
// Ode to Passion
You can’t force yourself or anyone else to enjoy.
For enjoyment is a result of freedom. But you can
force yourself not to do what you don’t enjoy.
Plus, you can't force yourself or anyone else to love.
For love is a child of freedom, too. But you will
be forced to love by life itself -
if you want to keep drinking from the well of health
and don't want to die the death of an unwanted pie.
Say hasta la vista to boredom and hatred,
do and love what’s your most sacred.
// The Lucky Ones
Some people’s fire is so hot that it burns everything around them.
Some folks are so cool that you catch a cold when you shake hands with them.
And some are just as warm as the first real spring day after a decent Prussian winter.
Those are the lucky ones!
// Ode to Napoli (song)
Napoli, old gal, beloved aunt!
poorest and richest of all the mediterranean bitches
may I ask you something?
So confused and yet so wise -
How can something dirty shine so bright?
Noone can buy you, there’s no price
o no, right right right
Let me dive into your dignity.
Let me bath in the hundred thousand suns
shining upon your diesel-drenched skin -
Well, here’s the thing:
So confused and yet so wise...
Make your fathomless chaos
rebuild my resolute German mind.
make your everlasting solar warmth and your salty tears of joy
turn a dry German season & seed into a European flower -
So confused and yet so wise...
Aunt Napoli, you shabby jewel!
Turn me into the millionth human ant
to mine your caffeinated heart for
sugary black gold, the right spices and stories -
well, and then:
So confused and yet so wise...
The ash on your old face protects the shine of your old grace.
Give me direction and spare me reflection. Heyheyhey…
// Like a Fountain in the Desert
Both introverted and extroverted people
are limited by criticism.
The former ones by their own one,
the latter ones by that of the others.
Lucky you, if you possess the grace of a
non-verted being - appreciated for just
what it is. Like a fountain in the desert.
Sunday is the day to turn dead ends into new beginnings.
It's the day to strengthen the base your life is built upon.
It's the day to get aware of who you are and what you want.
Of who you want to be and what you want to want.
In times of storms blowing across the tired earth around you,
it's the day safe enough for dreaming.
Thank you, Sunday, I wouldn't know what I'd do without you.
// About being in the Studio
Being in the studio feels like travelling in another dimension.
Time flies as the music grows. It’s clear what you want,
but you don’t know how to get there.
You just keep climbing - waiting for the light of day.
You just keep staring at the naked walls until you see what they are made for.
Some want to be colored, some want to shine in white.
Some just want you to lean against them. It's exhausting - in a very lovely way